Der Tag der Geschlechter-Empathielücke

Am 23. Juni 2018 erschien im Alternativlos-Aquarium der Hinweis darauf, dass am heutigen 11. Juli 2018 der erste Tag der Geschlechter-Empathielücke begangen werden soll.

Und, als Profi der ich bin, habe ich direkt vergessen etwas vorzubereiten. Dennoch möchte ich es mir nicht nehmen lassen zu diesem Tag noch etwas zu schreiben. Etwas passendes habe ich im Jahre 2016 schon einmal geschrieben, als ich über Emma Watsons UN Rede zu #HeForShe gesprochen habe. Dies noch einmal zusammengefasst:

Frau Watson findet, dass Feminismus zu oft ein Synonym für Männerhass geworden ist. Dies müsse aufhören. Sie listet danach einige Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern auf (nach Benachteiligungen für das jeweilige Geschlecht sortiert):

XX:

  • Sie wurde „bossy“ (bestimmend / rechthaberisch) genannt
  • Sie wurde von einigen Medien sexualisiert als sie gerade mal 14 war
  • Mit 15 haben ihre Freundinnen angefangen nicht mehr in den Sportteams mitzumachen um nicht zu muskulös zu werden
  • Sie deutet an, dass sie nicht wie ihr männliches Äquivalent bezahlt wird (und sagt dies später noch über alle Frauen)
  • Sie deutet an, dass sie keine Entscheidung über ihren eigenen Körper treffen kann
  • Sie deutet an, dass Frauen nicht in der Politik vertreten sind
  • Sie deutet an, dass sie nicht den selben Respekt bekommt, wie Männer
  • Sie deutet an, dass Mädchen (in unserer Gesellschaft) von ihren Eltern weniger geliebt werden
  • Sie deutet an, dass Schulen Mädchen benachteiligen
  • Sie deutet an, dass Mentoren Mädchen/Frauen nicht so hoch einschätzen, weil sie mal Kinder bekommen könnten
  • Sie behauptet, dass die Töchter, Schwestern und Mütter der Männer unter Vorurteilen leiden
  • 15,5 millionen Mädchen werden in den kommenden 16 (jetzt nur noch 12) Jahren als Kinder verheiratet
  • Sehr viele afrikanische Mädchen haben keine (vernünftige) Schulbildung

XY:

  • Mit 18 konnten meine Freunde ihre Gefühle nicht mehr ausdrücken (wiederholt das später noch zwei Mal mit der Ergänzung, dass das männliche Stereotyp daran schuld sei)
  • Sie sieht, dass der Einfluss ihres Vaters seitens der Gesellschaft weniger wert geschätzt wird
  • Sie sagt, dass Suizid die größte Todesursache von Männern zwischen 20 und 49 im vereinigten Königreich ist
  • Sie behauptet, dass Jungs nicht die Erlaubnis haben verletzlich und menschlich zu sein

Man sollte nun annehmen, dass bei all den Problemen die Frauen so (angeblich) haben, wie schlechtere Bezahlung, schlechtere Schulbildung, weniger Vertrauen in ihr Können und Vorurteile,  Frauen deutlich größere Probleme hätten, dass ihre Suizidrate höher wäre. Ist sie aber nicht.

Schauen wir uns an, welche Probleme Männer laut Emma Watson haben: Ihr Einfluss als Väter wird nicht wertgeschätzt, sie können ihre Gefühle nicht ausdrücken (wegen Geschlechterstereotypen), sie haben eine sehr hohe Suizidrate.

Nun ist ja nicht so, dass nicht ausgedrückte Gefühle Ursache von Suiziden sind (wenn gleich diese den Suizid begünstigen) sondern die Probleme. Und zur Erklärung reicht hier ganz bestimmt nicht aus, dass Väter in ihrer Funktion nicht ausreichend gewertschätzt werden.

In dieser Rede wo Frau Watson anekdotische Evidenz, wiederlegte Statistiken (GPG, Schulbildung in Großbritanien) und Behauptungen neben echten Problemen (Kinderehen, Schulbildung in Afrika) einreiht um die Probleme von Frauen größer erscheinen zu lassen, benennt sie kaum Probleme die Männer haben. In dieser Rede, wo sie dazu aufruft (scheinbar) gemeinsam gegen Ungleichberechtigung anzutreten, spricht sie die Probleme von Männern nicht an. Sie nimmt sie nicht wahr oder möchte sie nicht wahrnehmen.

Aber nicht nur das, sie deutet mehrfach an, dass die Schuld für viele der Probleme von Männern und Frauen bei Männern liegt und dass Männer aggressiv und kontrollierend seien.

Und zu guter letzt fordert sie #HeForShe -> Er für Sie. Nachdem sie also die Probleme von Frauen künstlich aufgeblasen hat, die von Männer nur in geringem Maße geäußert hat und die Schuld für einen Großteil dieser Probleme bei Männern verordnethat, bittet sie jetzt auch noch Männer (die, die sich sehr häufig selbst töten) darum auch noch die Probleme der Frauen zu lösen. Ich meine: Was liegt näher als denjenigen mehr Probleme aufzuhalsen, die eh schon unter der Last ihrer eigenen Probleme häufiger zusammenbrechen.

Ihr muss doch aufgefallen sein, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Sie ist ja nicht dumm. Aber vielleicht fehlt ihr einfach nur die Empathie für Männer.

 

Sie erwähnt in ihrer Rede auch Hillary Clinton. Und ich fühlte mich an ein Zitat von ihr erinnert:

„Women have always been the primary victims of war. Women lose their husbands, their fathers, their sons in combat.“

(Hillary Clinton, 17. November 1998, El Salvador)

Das natürlich Männer ihre Brüder/Väter/Söhne/Freunde… auch verlieren – geschenkt.

Das natürlich Männer diejenigen sind, die ihr Leben und ihre körperliche wie auch geistige Gesundheit verlieren – geschenkt.

Auch hier wird ein erheblicher Mangel an Empathie gegenüber dem Leid von Männern deutlich.

 

Diese Aussage ist besonders vor dem Datum interessant an dem der heutige Tag der Geschlechter-Empathielücke begangen wird. Heute vor 23 Jahren gab es das größte Kriegsverbrechen seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Das Massaker von Srebrenica. Ein Genozid dem mehr als 7000 Jungen und Männer zum Opfer fielen. Systematisch abgeschlachtet.

Danke für Deine Perspektive Hillary.

2 Gedanken zu “Der Tag der Geschlechter-Empathielücke

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